20.06.2020

Medikamentöse Behandlung bei Arthrose: Helfen Chondroitinsulfat oder Nahrungsergänzungsmittel?


Medikamentöse Behandlung bei Arthrose: Helfen Chondroitinsulfat oder Nahrungsergänzungsmittel?
Helfen zusätzliche "Pillen"?
Die Erstbehandlung der Kniegelenksarthrose kann durch eine Kombination aus nichtmedikamentöser Therapie (Physiotherapie, Gewichtsabnahme bei Übergewicht) und medikamentöser Therapie (Schmerzmittel und SYSADOA; Bsp. Chondroitinsulfat) bestehen.

Es gibt das verschreibungspflichtige Condrosulf® und andere frei zugängliche Nahrungsergänzungsmittel. Jedoch ist Chondroitinsulfat nicht gleich Chondroitinsulfat, da der Begriff eine Substanzklasse beschreibt. Diese Zusatzstoffe, wie auch Nahrungsergänzungsmittel, sind sehr umstritten mit fraglicher klinischer Wirkung.

Chondroitin ist ein körpereigener Stoff, der in den Knorpelzellen gebildet wird
Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass unter der Einnahme von verschreibungspflichtigem Chondroitinsulfat eine verbesserte Lebensfähigkeit der Knorpelzellen, eine proliferative Wirkung und Steigerung der Vitalität auf Synoviozyten (Zellen der Gelenksschleimhaut) und eine antiinflammatorische (entzündungshemmend) Wirkung (reduziert die IL-6 und IL-8 Sekretion) eintritt. Zudem ist das Produkt frei von unlöslichen Komponenten. Bei Nährungsergänzungmitteln sind in einer Vielzahl der Präparate diese Eigenschaften nicht oder nur teilweise vertreten. Das erklärt die klinische Überlegenheit von verschreibungspflichtigem Chondroitinsulfat gegenüber den Nahrungsergänzungsmitteln.

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Wirkung von verschreibungspflichtigem Chondroitinsulfat dem Placebo überlegen ist und gleich wirksam wie Celecoxib ® (entzündungshemmendes Schmerzmittel) in Schmerzreduktion und funktionaler Verbesserung bei symptomatischer Kniegelenkarthrose (Untersuchung über 6 Monate).

Das Ansprechen auf die Therapie ist signifikant mit der Dauer der Arthrose verknüpft. Je kürzer die Dauer zwischen Diagnosestellung und Therapiebeginn desto wahrscheinlicher und besser das Ansprechen.

Nach Ausschöpfen dieser Massnahmen empfiehlt es sich zusätzlich ein entzündungshemmendes Schmerzmittel einzunehmen und bei nicht ausreichendem Ansprechen eine Infiltrationstherapie (intraartikuläre Injektionen von Cortison und/oder Hyaluronsäure) durchzuführen.

Sind die konservativen Massnahmen ausgeschöpft oder liegt eine wesentliche Beeinträchtigung der Biomechanik vor, ist eine Operation (Umstellungsosteotomie, künstlicher Gelenksersatz) sinnvoll.

© Friederike Krupp