28.12.2020

Kann man einen fokalen Knorpelschaden heilen: Neues Knorpelzellsystem weist Perspektiven auf


Kann man einen fokalen Knorpelschaden heilen: Neues Knorpelzellsystem weist Perspektiven auf
Knorpelchips bei fokalen Knorpelschäden (Minced Cartilage) ?
Eine neues Knorpelzellsystem weist Perspektiven auf.

In den letzten Jahren hat sich basierend auf wissenschaftlichen Arbeiten gezeigt, dass unter den verschiedenen Knorpelreparatur-Techniken die Knorpelzelltransplantation (ACT) mit den besseren klinischen Ergebnissen, sowie Qualität des Reparaturgewebes einhergeht. Diese Ergebnisse bedingen dann auch eine sehr gute Quote zur Rückkehr in den Sport und eine verbesserte Langzeit-Haltbarkeit des Regenerationsgewebes.
Die ACT-Technik ist allerdings mit Nachteilen behaftet. Zum Einen werden 2 Operationen benötigt, da zunächst Knorpelzellen gewonnen werden müssen, diese im Labor angezüchtet und dann wieder eingesetzt werden müssen. Zum Anderen verlieren die Knorpelzellen durch die Vermehrung im Labor häufig ihre typischen Eigenschaften und nehmen Eigenschaften von Bindegewebezellen an, welche qualitativ schlechter sind.
Nicht zuletzt entstehen durch das aufwändige Verfahren hohe Kosten (2 Operationen, Labortechnik, Transport und Lagerung), für welche nur sehr schwer und selten eine Kostengutsprache durch den Versicherer gutgeheissen wird.
Aus diesem Grunde hat man sich Gedanken gemacht, welches Verfahren vergleichbare Resultate liefern kann, bei äquivalentem biologischen Potenzial zu einer ACT. Und so entstand die Idee der Verwendung von körpereigenen (autologen) Knorpelchips oder auch „minced cartilage“.

Wir verwenden für dieses Verfahren zur Zeit die Autocart®-Technik der Firma Arthrex und haben bereits am Knie- und Sprunggelenk sehr gute Ergebinsse erzielen können. Eingriffe am Schultergelenk sind geplant.

Orte zur Knorpelentnahme
Die Idee
Man entnimmt gesunden Knorpel aus dem Randbereich des Knorpelschadens während einer Operation. Den gewonnenen Knorpel «zerkleinert» man dabei direkt in kleinste Stücke um sie unmittelbar im gleichen Eingriff wieder in den Knorpelschaden einzusetzen.
Labor- und Tierstudien konnten beweisen, dass Knorpelzellen aus diesen kleinsten Fragmenten nach Einsetzten in den Defektbereich aktiviert werden.
Die neu eingebrachten Knorpelzellen bauen dann über Monate ein neues Kollagennetzwerk auf, welches als Grundstruktur für einen (belastungs-)stabilen Knorpel essentiell ist.

Blutentnahme für ACP
Die Technik
Im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) entnimmt man mit einem speziellen Aufsatz (Shaver) Knorpelzellen aus dem Randbereich des Knorpelschadens. Die Zellfragmente werden abgesaugt und in einem speziellen Filter aufgefangen. Parallel dazu wird dem Patienten/In venös Blut entnommen. Aus diesem Vollblut gewinnt man durch Zentrifugation Blutplasma, welches reich an Fibrin ist.

Sobald man das Fibrin (natürlicher «Plasma-Kleber») extrahiert hat, kann es mit den Knorpelchips vermengt und als sog. «clot» oder «Pfropfen» auf die geschädigte Stelle aufgetragen werden.

Zum Schluss wir der «clot» nochmals mit Fibrin «versiegelt» und sichert die Reparatur in ihrer Position. Umgehend können sich die Knorpelzellen nun unter dieser Versiegelung an die Arbeit machen um eine stabile Bindegewebsvernetzung herzustellen. Stimuliert werden sie zusätzlich durch das aus dem Vollblut des Patienten gewonnen Plasma, welches reich an Wachstumsfaktoren ist.

Nachbehandlung
Die Nachbehandlung ist vergleichbar mit anderen Knorpeltechniken. Insgesamt ist die Rekonvaleszenzzeit jedoch kürzer aufgrund des rein arthroskopischen Vorgehens. Eine Teilbelastung an Gelenken der unteren Extremität ist in jedem Fall für ca. 6-8 Wochen nötig um dem Knorpel die Zeit zu geben, eine stabile Reparatur zu ermöglichen.
Fragen Sie unser Team aus erfahrenen orthopädischen Chirurgen und Sportmediziner nach den Möglichkeiten der aktuellen Knorpelverfahren und Ihren individuellen Erfolgsaussichten.

© Dirk Lehnen