21.06.2023
Die Bakerzyste
Die Bakerzyste oder Polplitealzyste ist im eigentlichen Sinne keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom einer Kniegelenkserkrankung wie z.B. einer Kniegelenksarthrose, Meniskusverletzungen oder auch Kniegelenksinstabilitäten.
Schema Bakerzyste (Property Dr.Erkus)
Was ist eine Bakerzyste?
Das Kniegelenk ist von einer Gelenkkapsel umgeben, welche die Gelenkflüssigkeit (Synovia) enthält. Bei chronischen Entzündungen und Reizungen des Kniegelenkes wie z.B. durch einen Knorpel- oder Meniskusschaden, einer Kniegelenksinstabilität oder einer (Gon-)Arthrose kann sich bei einer erhöhten Produktion der Gelenkflüssigkeit eine synoviale Zyste bilden. Die Gelenkkapsel gibt dem erhöhten Flüssigkeitsdruck nach und tritt aus. An der Stelle zwischen dem Zwillingswadenmuskel (M. Gastrocnemius) und dem halbmembranösen Muskel (M. semimembranosus) ist die Gelenkkapsel besonders nachgiebig und die Gelenkflüssigkeit sammelt sich dort in einer Zyste in der Kniekehle, der sogenannten Bakerzyste.
Die Bakerzyste kann häufig ertastet werden und sehr gut mit einer Ultraschalluntersuchung oder einem MRT nachgewiesen werden.
MRI mit Bakerzyste (weisse Flüssigkeitsansammlung)
Welche Beschwerden verursacht eine Bakerzyste?
Die Symptome sind stark abhängig von der Grösse der Zyste. Bei kleinen Zysten werden diese oft nicht bemerkt und der Patient ist beschwerdefrei. Zumal liegt das Problem meistens an nur einem Knie vor. Bei Erkrankung auch des anderen Knies kann die Bakerzyste beidseitig auftreten.
Symptomatische Zysten sind häufig sichtbar als Schwellung in der Kniekehle und ebenda tastbar. Beschwerden treten vor allem beim Beugen des Kniegelenkes und nach starker Belastung auf. Es entsteht ein Druck, welcher zum Teil schmerzhaft ist und auch die Kniegelenkbeugung einschränken kann. Ein Steifigkeitsgefühl oder Empfindlichkeit des Gewebes wird beschrieben. Schmerzen können allerdings nicht immer der Zyste selber zugeschrieben werden, sondern ergeben sich meist aus der Grunderkrankung.
Auslöser einer Bakerzyste:
- Kniegelenkarthrose (Gonarthrose)
- Meniskusläsion
- Vorderer/hinterer Kreuzbandriss (Knieinstabilität)
- Kniescheibeninstabilität
- Gicht (Hyperurikämie)
- Rheumatoide Arthritis
- Tenosynovialer Riesenzelltumor (PVNS)
Punktion einer Bakerzyste
Wie kann man eine Bakerzyste behandeln?
Da die Bakerzyste keine eigenständige Krankheit, sondern das Symptom einer Kniegelenkstörung darstellt, besteht die Behandlung in der Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung. Kann diese angegangen werden bildet sich die Bakerzyste meistens ohne weiteres Zutun zurück.
Kann die Grunderkrankung nicht angegangen werden, oder deren Symptome sind gering, kann auch die Zyste selber behandelt werden.
Die Symptome der Bakerzyste lassen sich durch konservative Maßnahmen wie Schonung, physikalische Therapie (Wärme- oder Kälteanwendungen), Physiotherapie oder auch kompressive Therapie mittels Kniebandage verbessern. Spezielle Übungen unterstützen die Kniegelenksstabilität und kräftigen die Muskulatur. Die Therapie sollte sich aber immer an der Grunderkrankung orientieren. Medikamentös helfen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente.
Um die Ursache der Zyste anzugehen kann es notwendig sein eine Arthroskopie zur Behandlung der Menisken, Bänder oder Knorpelschäden durchzuführen. Bei fortgeschrittener Arthrose ist eventuell eine Versorgung mit einer Knieendoprothese notwendig.
Bei grossen Zysten und Kniegelenkserguss kann entweder die Zyste selber oder das Kniegelenk punktiert werden. Hierbei kann der Druck entlastet werden indem die Gelenkflüssigkeit abgesaugt wird. Zudem können über eine Spritze schmerzstillende Medikamente oder Kortison injiziert werden (Infiltration). Alternativ können auch Hyaluronsäure oder aufbereitetes Blutplasma (PRP/ACP) in das Knie gespritzt werden.
In seltenen Fällen, wenn diese Massnahmen nicht zum Erfolg führen, kann eine operative Entfernung diskutiert werden. Wenn die Grunderkrankung aber nicht behandelt werden kann ist ein Wiederauftreten dieser Bakerzyste möglich.
Eine Operation kann dann offen über einen Hautschnitt in der Kniekehle oder auch arthroskopisch erfolgen. Über die Kniegelenkspiegelung der hinteren Knieanteile wird das «Zystenventil» vergrössert und die Schleimhaut der Zysteninnenseite abgetragen.
Kontaktieren sie uns bei Beschwerden, denn eine orthopädische Abklärung sollte vor einer Therapie immer erfolgen.
©Ben Schulz