08.06.2021

Antibiotika zur Zahnbehandlung - Braucht das der Prothesenträger?


Antibiotika zur Zahnbehandlung - Braucht das der Prothesenträger?
Antibiotika zur Zahnbehandlung
Antibiotikaprophylaxe bei zahnärztlichen Behandlungen bei Patienten mit einer Gelenkprothese.

Bei zahnärztlichen Eingriffen sowie Dentalhygiene kann es zu Übertritten von Bakterien aus der Mundhöhle in die Blutbahn (Bakteriämie) kommen. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert sich einer zahnärztlichen Untersuchung vor der geplanten Endoprothesen-Operation zu unterziehen. Generell ist es von Vorteil auf eine gute Zahnhygiene zu achten, was auch die zahnärztliche Nachsorge einschliesst.
Nach Möglichkeit sollten zahnmedizinische Eingriffe nicht weniger als 3 Monate postoperativ durchgeführt werden, da dieser Zeitraum als Risikophase für eine Protheseninfekt angesehen wird. Die Begründung hierin liegt, dass die Wundheilung abgeschlossen sein sollte und somit auch die Gewebebarriere wieder hergestellt ist.
Allgemeine Risikofaktoren für einen Infekt sind die rheumatoide Arthritis, Hämophilie, Diabetes mellitus, die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten und immunkompromittierende Krankheiten (HIV, Krebs, etc).
Es besteht keine generelle Indikation zur Antibiotikaprophylaxe bei Zahneingriffen. Es kann jedoch vorkommen, dass man sich bei einem Risikopatienten im Einzelfall zu einer Antibiotikaprophylaxe entscheidet. Dies sollte zusammen mit dem Hausarzt und behandelnden Spezialisten abgesprochen werden und gegebenenfalls an einem Zentrum behandelt werden.
Bei Gelenkprothesenträgern mit einem etablierten Infekt, wie zum Beispiel einem Abszess in der Mundhöhle, ist eine antibiotische Therapie empfohlen.
Die Wahl des Medikamentes richtet sich nach dem Erregerspektrum. Vor allem Staphylokokken, seltener Streptokokken sind am wahrscheinlichsten für eine hämatogene (vom Blut auf die Prothese übertragene) Protheseninfektion.
Ist eine Medikamenteneinnahme notwendig kann Amoxicillin/ Clavulansäure (Augmentin) (3x 1g pro Tag p.o.) oder bei Penicillinallergie Clindamycin (3x 600mgpro Tag p.o.) für jeweils 3-5 Tage verabreicht werden.

Fazit:
Gelenkprotheseninfektionen nach einem zahnärztlichen Eingriff sind sehr selten und deshalb ist eine generalisierte prophylaktische Antibiotikagabe nicht gerechtfertigt.
Meist reicht eine Mundspülung mit 0,2% Chlorhexidin vor der Behandlung aus.

Empfehlungen der Expertengruppe Infektionen der Swiss Orthopaedics
SWISS MEDICAL FORUM – SCHWEIZERISCHES MEDIZIN-FORUM2016;16(37):764–770

© Friederike Krupp